Machinae Novae

Taschenbücher können ebenfalls sehr ansehnlich daherproduziert werden. In den Fällen, in welchen sie die einzige bezahlbare Möglichkeit darstellen, diesen oder jenen Band zu besitzen, freut man sich doppelt darüber, ein besonderes Exemplar geschickt zu bekommen. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was mich dazu brachte, mir eine Ausgabe der machinae novae zu besorgen. Wohl aber weiß ich, warum es das Taschenbuch geworden ist. Eine Hardcoverausgabe gibt es meines Erachtens bis heute nicht. Zur Auswahl standen lediglich eine sündhaft teure Sammlung von Faksimiles der Originalbögen und dieses schöne Taschenbuch, das keiner mehr haben will. Ein Umstand, der sich sehr positiv auf seinen Preis auswirkt.

Dabei könnten sich hier so viele schmucklose Taschenbücher ein Beispiel nehmen. Die gefällige Größe lädt dazu ein, diesen Band mit sich herum zu transportieren. Dieses Vorhaben wiederum bekommt jedoch keinem Taschenbuch sehr gut. Das würde das feine Gepräge des Einbandes wieder einebnen. Die dunkelblaue Farbe wirkt nicht aufdringlich. Vielleicht kennen Sie das Regal englischsprachiger Belletristik im Buchhaus Ihrer Wahl. Dann wissen Sie ein Bücheregal zu schätzen, das nicht nach Jackson Pollock aussieht.

Die Zeichnungen der Konstruktionen von Verantius sind in erstklassischer Qualität gedruckt. Die Seiten bestehen aus festem Papier, fast könnte man es als Karton bezeichnen. Das bedingt einen Konflikt: Möchte man die meist doppelseitigen Zeichnungen betrachten, neigt man dazu, das Buch weit zu öffnen. Da sich die Seiten jedoch kaum verwinden lassen, wird der Buchrücken ernsthaft geknickt und verschleißt. Etwas weniger starkes Papier hätte der Haltbarkeit des Buches vielleicht gut getan.

Inhaltlich kann man der Ausgabe nichts vorwerfen. Die neuartigen Maschinen werden heute mit „von einst“ betitelt. Ich habe gerade keine Ahnung, ob das nicht vielleicht sogar der Titel einer ganzen Taschenbuchreihe ist. Eine schöne Sammlung wäre das. Über den Autor ist fast nichts bekannt. Ein ungarischer Bischof und Konstrukteur, der unserer Welt das erste ernstzunehmende Bild eines Fallschirms geschenkt hat. Der homo volans, der fliegende Mensch. Eine eigentümliche Magie geht von diesem Bild aus. Warum eigentlich nicht homo cadens, der fallende Mensch? Es lässt sich doch schwer ausdrücken, dass jemand erfolgreich fällt. Der gewollt glücklich herabsinkende Mensch. Der landende Mensch. Mit einem Fallschirm springt man. Nach unten. Der sichere Fall ist ein Sprung. Verrückt.

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QualitätGestaltungPreis/LeistungEinzigartigkeitDanke für die Unterstützung!

Fazit:

Ein Bilderbuch für Menschen, die diese schweren Da Vinci Prachtausgaben mit eher zweifelhaften Blicken bedenken. Leider sind die Schnitte zu nüchtern und zu technisch, um unbedarfte damit zu begeistern. Dieser kleine Band ist inhaltlich inkompatibel zu den Interessen der meisten Mitmenschen. Kurz, diese Höhlenzeichnungen der Ingenieurskunst sind nicht in Mode. In Zeiten in denen sich unsere Mitbürger für handgemaltes Gemüse begeistern – mich eingeschlossen, ein entsprechender Kalender hängt in meiner Küche – locken diese Bilder niemand hinter dem Ofen vor. Für alle anderen ist dieses Taschenbuch ein Kleinod.

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