Als Kind lebte ich im Fangorn-Wald. Meine Großeltern besitzen heute noch ein niedliches Holzhaus in der Eifel. Mitten in den bewaldeten Hügeln versteckt es sich hinter großen Buchen. Die Farbe Grün, der Geruch von Kohle oder die Wärme eines Kachelofens lässt mich auch heute sofort wieder Kind sein. Ich erinnere mich besonders an die unzähligen Bücherregale. In jedem Zimmer war eine Wand bis unter die Decke mit Büchern vollgestellt. Ich glaube, meine Großeltern haben die ganzen Kinderbücher meiner Mutter plus ihrer vier Geschwister dort gebunkert. Ein Paradies für ein bücherverschlingendes Kind wie mich. Ich war im Internat mit Hanni und Nanni und löste mit den Fünf Freunden geheimnisvolle Rätsel. Am meisten faszinierte mich aber „Das große Buch der Heinzelmännchen“. Morgens stellte ich mich auf die Holzbank und holte das ledergebundene, rote Buch vom Regal. Mit großen Augen verfolgte ich die Geschichte über Herkunft, Leben und Wirken dieses Zwergenvolkes. Die Zeichnungen von Rien Pootvliet und die Erzählungen von Wil Huygen zogen mich völlig in ihre Bahn und später auch meine Geschwister, wenn ich ihnen gestenreich aus dem Buch vorlas. Abends stellte ich Milch neben die Haustür und schaute morgens aufgeregt nach, ob mein Geschenk gnädig angenommen worden war. Ich vermute, dass meine Eltern mir damals nicht das Herz brechen wollten. In Gedanken besuchte ich die Hütten der Heinzelmännchen unter den Baumwurzeln oder half ihnen bei der Pflege von verletzten Waldtieren. Nur die Trolle, die fürchtete ich genauso wie das Heinzelmännchen.
Diese Buch hat meine Kindheit so geprägt, dass ich bei einem morgendlichen Spaziergang in unserem Viertel wie vom Blitz getroffen vor einem Schaufenster stehen blieb: aus der Auslage lachte mir mein Heinzelmännchen aus Kindheitstagen entgegen. Mein Zögern war reine Koketterie, das Buch musste ich haben, das war gar keine Frage. Und obwohl mein Exemplar inzwischen 36 Jahre auf dem Buckel hat, kann es locker mit modernen bibliografischen Titeln mithalten. Die heute altmodischen Zeichnungen sind für mich persönlich das Beste an dem Bilderbuch! Für Liebhaber neuwertiger Bücher habe ich auch eine gute Nachricht, denn 2012 wurde eine Neuauflage herausgebracht.
Qualität | Gestaltung | Preis/Leistung | Einzigartigkeit | Danke für die Unterstützung! |
Bibliografische Daten meines Exemplars:
Rien Pootvliet, Wil Huygen
Das große Buch der Heinzelmännchen. Die ganze Wahrheit über Herkunft, Leben und Wirken des Zwergenvolkes, 1978
Verlag Gerhard Stalling
ISBN: 3-7979-1688-X
Gebundene Ausgabe, 204 Seiten