Die ersten bewussten Begegnungen mit Käpt’n Blaubär hatte ich jeweils sonntags bei der „Sendung mit der Maus“. Obwohl ich die kleinen Lügengeschichten durchaus amüsant fand, haben sie mich zu der Zeit nicht vom Hocker gehauen. Sie waren mir als älteste Schwester von drei kleinen Brüdern zu kindlich. Auch die zweite Begegnung mit dem Erfinder Walter Moers verlief nicht optimal: der Film „Kleines Arschloch“ war nicht nach meinen Geschmack. Doch dann stieß ich vor ungefähr 15 Jahren beim Stöbern auf den dicken Schinken „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ und blätterte versuchsweise durch die Seiten. Was soll ich noch weiter dazu sagen… Zwischen dem Blaubären und mir war es Liebe auf dem zweiten Blick, dafür hält sie jedoch bis heute an.
Das Buch „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ ist der Auftakt zum Zyklus der bisher sechs Zamonien-Romane, in denen Moers ein ganz eigenes Universum mit den faszinierendsten Wesen und Phänomenen, die die Bücherwelt kennenlernen darf, erschafft. Der kleine Blaubär findet sich ausgesetzt als Findelkind in einer Walnußschale am Rande des Malstroms wieder und wird von den Zwergpiraten gefunden und aufgezogen. Doch schon bald wird der Kleine zu groß und wird von diesen auf einer Insel ausgesetzt. Damit beginnen die weiteren Leben des Blaubären, der im Laufe der Zeit die ungewöhnlichsten Abenteuer meistert. So überwindet er beispielsweise den hinterlistigen Stollentroll, das angsteinflößende Monsterschiff und widerwärtige Kakertratten. Aber er findet auch viele Freunde wie Quert Zuiopü, den Prinzen aus einer anderen Dimension oder Fredda, die Berghutze.
In so einem Blogeintrag ist es mir gar nicht möglich, all diese fantastischen Ideen und Geschöpfe von Zamonien wiederzugeben. Das ist aber auch nicht mein Wille, denn ich bin ein begeisterter Immer-wieder-Leser und würde dieses Buch und die Fortsetzungen, wie „Rumo und die Wunder im Dunkeln oder „Der Schrecksenmeister“ am liebsten als Schullektüre verpflichtend einführen. Neben dem verrückten Geschichten sind es auch die einzigartigen Illustrationen – ebenfalls von dem Tausendsassa Moers – , die den Inhalt noch lebendiger werden lassen. Seit 2013 gibt es die Zeichnungen auch koloriert, mein altes Exemplar ist „nur“ in schwarz-weiß gehalten und dennoch voller Leben. Neben der chronologisch fortgeführten Lebensgeschichte des Blaubären erläutern in regelmäßigen Abständen Lexikoneinträge des Prof. Dr. Abdul Nachtigaller die auftauchenden Wesen und Erscheinungen. Dem Erfinder Nachtigaller – einem Eydeet mit sieben Gehirnen – begegnet der halbwüchsige Bär auch persönlich während seines sechsten Lebens in den Finsterbergen.
Die Figur des Käpt’n Blaubären wird oft gedanklich mit Kindergeschichten in Verbindung gebracht. Doch in seinen Erzählungen aus der Ich-Perspektive schwingt so manche reife Botschaft mit. Was mir als Teenager bis heute besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist der Satz bezüglich der aufdringlichen Berghutze Fredda: „Wenn man geliebt wird, liebt man immer zumindest ein bisschen zurück.“
Nach dieser Rezension habe ich nun wieder so viel Lust auf die Abenteuer des Blaubären, dass ich das Buch gar nicht erst wieder zurück ins Regal stellen, sondern mich noch heute Abend erneut nach Zamonien entführen lassen werde!
Qualität | Gestaltung | Preis/Leistung | Einzigartigkeit | Danke für die Unterstützung! |
Soweit ich weiß, ist meine Ausgabe nicht mehr im Handel erhältlich, deshalb gebe ich an dieser Stelle die bibliografischen Daten des 2013 erschienenen Exemplars wieder:
Walter Moers
Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär
Verlag: Albrecht Knaus Verlag (11. November 2013)
ISBN: 978-3813505726
Gebundene Ausgabe, 704 Seiten
29,99 Euro
Update
Diesen Band müsste man eigentlich neu bewerten, weil er inzwischen in Farbe erschienen ist, auf Amazon sogar mit bebilderten Angebot. Und günstiger als unsere Ausgabe ist er inzwischen auch, unerhört. Und schon ändert sich die Bewertung:
Qualität | Gestaltung | Preis/Leistung | Einzigartigkeit | Danke für die Unterstützung! |